Ein
Körper taucht auf, verschwindet, sucht Halt im Wasser – ein wiederkehrendes
Motiv und die große Metapher in Kristen Stewarts Regiedebüt, basierend auf dem
gleichnamigen autobiografischen Roman von Lidia Yuknavitch. Hauptfigur Lidia
wächst in einem von Gewalt und Alkohol geprägten Elternhaus im Oregon der
1970er auf. Als begabte Schwimmerin findet sie im Wasser eine Zuflucht, doch an
Land droht sie an den Erwartungen anderer zu zerbrechen. Erst in der Literatur
entdeckt sie eine Sprache, die ihr gehört – eine, die Schmerz in Sinn
verwandelt.
In
fünf Akten erzählt Kristen Stewart von Lidias Leben und den Übergängen zwischen
Ertrinken und Auftauchen, zwischen Körper und Bewusstsein. Die 16mm-Kamera
bleibt dicht bei ihr, folgt jeder Erschütterung. Aus Fragmenten von Klang,
Licht und Sprache entsteht ein filmischer Puls, der das Chaos von Lidias Leben
in eine tastende Suchbewegung verwandelt und Nähe zu einem physischen Erlebnis
macht. Und das Wasser – Meer, Pool, Badewanne – spiegelt Lidias inneren
Zustand, ein Element der Befreiung, aber auch der Gefahr. So fließen die Bilder
ineinander wie Erinnerungen, brechen auseinander, formieren sich neu. „The
Chronology of Water“ ist ein intensives Geflecht aus Bildern, Atem und Rhythmus
– gefeiert in Cannes und getragen von der Vision einer Regisseurin, die Kino
als Zustand des Fühlens begreift.

