Der
portugiesische Regisseur Pedro Pinho hat schon mit seinem Spielfilmdebüt „A Fábrica
de Nada" (zu sehen bei 14 Films 2017) gezeigt, dass er das Kino neu denken
will: Neorealismus traf dort auf postmarxistisches Musical. Mit „I Only Rest in
the Storm", seinem fast vierstündigen neuen Werk, setzt er diesen Anspruch
fort.
Hauptfigur
ist Sérgio, ein portugiesischer Forscher, der im Auftrag einer
Entwicklungsorganisation nach Guinea-Bissau reist. Was als nüchterne Feldstudie
beginnt, katapultiert ihn bald in ein Geflecht aus Begehren, Macht und
Erinnerung. Sérgio begegnet der rätselhaften Diára (Cleo Diára, ausgezeichnet in Cannes), die in auffälliger blonder Perücke durch die Straßen läuft. Durch sie findet er Anschluss an eine queere
Community, in der auch der brasilianische Rückkehrer Guilherme nach seinen
Wurzeln sucht. Zwischen ihnen entspinnt sich ein Dialog über Zugehörigkeit,
koloniale Kontinuitäten und die Frage, ob Geschichte je zu überwinden ist.
Pinho erzählt das als hypnotische Erfahrung: mit langen
Einstellungen, die Körper und Landschaft gleichberechtigt
in Szene setzen, mit einer Kamera, die sich in den Bewegungen der Figuren
verliert, und mit einer Struktur, die sich treiben lässt, statt einer klaren
Linie zu folgen. „I Only Rest in the Storm" fügt sich so zu einem intimen
Porträt der Suche nach Zugehörigkeit – und zu einer visuell
herausfordernden Meditation über Afrika als Raum politischer wie poetischer
Neuentwürfe.

