Wenn Ampeln mit Straßenschildern sprechen und Sporthallen große Liebesgeschichten beherbergen, dann sind wir im Kino von Alexandre Koberidze. Für ihn sind Fußball und Kino Medien der Emotion – des Spiels, der Technik, des Staunens. Schon der Titel „Dry Leaf" verweist auf eine brasilianische Schusstechnik der 1950er-Jahre, deren Ballflug unberechenbar ist. Genauso entfaltet sich dieses magische Roadmovie: voller unerwarteter Richtungen, die überraschen und berühren.
Ein Vater sucht seine verschwundene Tochter. Sie sollte für ein Magazin georgische Fußballfelder fotografieren – und kehrte nicht zurück. Der Vater fährt los, begleitet von einem unsichtbaren Freund, quer durch die Provinz. Ein Roadtrip durch verlassene Spielfelder, Dörfer und staubige Plätze, vorbei an Wiesen und Zäunen, die Geschichten wie Erinnerungen in sich tragen. Aus der Suche wird ein filmisches Album Georgiens, eine Meditation über Sport, Natur und den Alltag.
Stilistisch knüpft Koberidze an sein Low-Resolution-Debüt „Let the Summer Never Come Again" an: Auch diesmal erzeugt er mit extrem niedriger Auflösung eine poetische Verwaschung, eine Art digitalen Impressionismus, mit Bildern, die wirken wie aus einem Traum, der sich weigert, scharf zu stellen. Sonnenuntergänge, Ziegen, flatternde Äste – magisch und fragil. „Dry Leaf" ist eine Infragestellung des Sehens selbst, getragen von einer formalen Konsequenz, die bis zum herzzerreißenden Finale reicht. Ein Glücksfall. Ein Meisterwerk. Ein Muss.

