Wenn
„Calle Málaga" so etwas wie ein spätes Heimspiel ist, dann gehört es
ganz der Schauspiellegende Carmen Maura. Vierzig Jahre nach ihren frühen
Auftritten bei Pedro Almodóvar, die sie zu
einem der unverwechselbaren Gesichter des spanischen Kinos machten, steht sie
hier erneut im Zentrum eines Films, der ihr den nötigen
Raum lässt, zu glänzen.
Maura
spielt María Ángeles, Tochter spanischer Exilanten in der marokkanischen Stadt Tanger.
Ihr ganzes Leben hat sie in dieser Stadt verbracht, ihr kleines Apartment hütet
sie wie ein Schmuckkästchen: Geranien auf dem Balkon, alte Fotos an den Wänden,
vertraute Kochutensilien in der Küche. Ein Ort, der zugleich ein Stück Heimat
für sie ist und ihre Persönlichkeit widerspiegelt. Doch ihre Tochter will das
Apartment verkaufen – María droht das Altersheim oder ein unfreiwilliges Exil
in Spanien.
Regisseurin
Maryam Touzani weiß genau, was sie an ihrer Hauptdarstellerin hat. Jede Szene
wird von Carmen Maura getragen. Und Maura spielt diese Frau, die sich nicht kampflos
ihrem Schicksal hingeben will, mit Charme, Ironie und trotzigem Witz. Das
Ergebnis ist weniger klassisches Sozialdrama als ein heiteres Altersstück. „Calle Málaga"
feierte seine Weltpremiere in der neuen Spotlight-Sektion von Venedig. Vor
allem aber beweist der Film, dass Carmen Maura mit ihrer Mischung aus
Verletzlichkeit und Humor noch immer zu den ganz großen Schauspielerinnen in
der europäischen Kinolandschaft gehört.

