Joy ist Teil einer normalen amerikanischen Familie, deren vier Generationen gemeinsam unter einem Dach wohnen. Bislang ist die junge Frau nicht sonderlich aufgefallen. Das ändert sich, als sie eine geniale Idee hat: den Miracle Mop, den sie patentieren lässt und der sie über Nacht zur Millionärin macht. Das führt aber auch zu Spannungen in der Familie und zu Problemen mit Mitbewerbern, die sich die Butter nicht einfach vom Brot nehmen lassen wollen. Joy muss ihr bislang unbekannte Muskeln spielen lassen, um sich zu behaupten.
Man kann sich die Familie nicht aussuchen, in die man geboren wird. Als Joy ein kleines Mädchen war, hatte sie große Pläne. Sie wollte Dinge erfinden und damit die Welt verändern. Doch dann lassen sich die Eltern scheiden, die Mutter verkriecht sich in ihr Schlafzimmer, wo sie den lieben langen Tag Seifenoper schaut, der Vater zieht von einer Liebelei zur nächsten und Joy selbst ist bald gezwungen, die Verantwortung für alle zu übernehmen. Ihre eigene Ehe endet mit zwei Kindern und der Scheidung, was den Ex-Mann nicht davon abhält, noch immer in Joys Keller zu hausen. Als ihr eines Tages dann jedoch eine zündende Idee kommt, glaubt sie, jetzt sei endlich ihr Tag gekommen. Wild entschlossen entwickelt sie einen Businessplan und beginnt, ihre Erfindung zu vermarkten. Doch das Leben verläuft nun einmal nicht wie eine Seifenoper. Und auf Joy warten noch einige Klippen, die sie auf dem Weg in das verdiente Glück umschiffen muss. David O. Russells neuer Film JOY - ALLES AUSSER GEWÖHNLICH startet mit einer wundervollen Persiflage auf eine typisch amerikanische Seifenoper. Und auch das Familienszenario, das er entwirft, wirkt wie nach einem solchen Muster erdacht. Neurosen, lautstarke Auseinandersetzungen und ein ständiges Hin und Her sind der großartige Auftakt zur Reise der Filmheldin, die wie ein Phoenix aus der Asche steigt und sich das Leben erarbeitet, was ihr zusteht. Keine andere Schauspielerin könnte diese Rolle, die auf der wahren Geschichte der Unternehmerin Joy Mangano basiert, so wunderbar ausfüllen wie Jennifer Lawrence. Das nette Mädchen von nebenan, das sich Stück für Stück in eine Kämpferin und Business-Frau verwandelt, spielt Lawrence so authentisch und lebensnah, dass man ihr als Zuschauer jede Sekunde glaubt und sie auf ihrem Weg begleitet. Doch auch die Nebenrollen glänzen: Robert de Niro als unfähiger Vater, der seiner Tochter den Respekt verwehrt, den sie sich so sehr wünscht; Virginia Madsen als schrullige Mutter, die sich vor dem Leben versteckt, oder auch Edgar Ramirez als ein Luftikus von Ex-Mann, der trotz allem immer zu Joy hält und sie und die Kinder nicht verlassen möchte. Und natürlich Isabella Rossellini als Investorin und Freundin des Vaters. Sie alle tragen zu einem bunten Figurenpuzzle bei, das um Joy kreist und gleichzeitig von ihr zusammengehalten wird. David O. Russell gelingt es, die Figuren perfekt zu führen, was auch an seinem Drehbuch liegt, das in dem für ihn so typisch lakonischen Stil perfekte Dialoge liefert. Der Soundtrack ist genial gewählt, Klassiker wie "Somethin' stupid" und verschiedene Hits von 70 bis 90 reihen sich aneinander und geben dem Film seine Leichtigkeit, die die oftmals dramatische Entwicklung der Geschichte geschickt auffängt. Auch kehrt der Film immer wieder als dramaturgischer Kniff zum Leitthema der Seifenoper zurück und gestaltet Joys Tag- und Albträume ganz in diesem herrlich überzeichneten Stil. Sehr gekonnt verbindet JOY - ALLES AUSSER GEWÖHNLICH das Tragische mit dem Komischen. Ein unterhaltsam ergreifender Film.