Juri Michailowitsch Lotman (1922-1993) war nicht nur ein origineller Denker, sondern auch ein warmherziger Mensch. Der in Petrograd geborene und später im estnischen Tartu lehrende Literaturwissenschaftler war der festen Überzeugung: "Toleranz, Freundlichkeit, Intelligenz, Respekt vor dem Anderen das sind die wichtigsten Dinge im Leben." Als Student in Leningrad von den russischen Formalisten beeinflusst, interpretierte der Philologe, der in der Roten Armee als Signalgeber gedient hatte, die Sprache als ein Zeichensystem. Und weil er als Jude in den intellektuellen Zentren der Sowjetunion keine Arbeit fand, tat er dies in Tartu, wo er im Laufe der Jahre eine "intellektuelle Tafelrunde" um sich scharte, zu der unter anderem Umberto Eco zählte. Interviews mit ihm und anderen Kollegen sowie mit Lotmans Angehörigen zeichnen das Porträt eines unabhängigen Geistes, in dessen Gedankenwelt dieser fantasievolle, mit Archivaufnahmen und Trickfilmsequenzen angereicherte Film eine kurzweilige Einführung gibt.