2007 brach die Bankenkrise über die Welt herein, zwei Jahre später folgte die Eurokrise. Noch heute belasten deren Auswirkungen die Steuerzahler nachhaltig. Einer will die Miseren vorhergesehen haben: Martin Armstrong, "The Forecaster", der mit seinem Anfang der Achtzigerjahre entwickelten Computermodell bereits erschreckend genau die Russland-Krise 1998 oder die Dotcom-Blase 2000 prophezeite. Zwölf Jahre verbrachte er ohne Prozess im Gefängnis. eit September 2011 ist Martin Armstrong wieder frei.
Anfang der 1980er Jahre entwickelte der Unternehmer Martin Armstrong ein Computermodell. Aufgrund unzähliger gesammelter Daten und Tabellen konnte dieses Modell Wirtschaftskrisen vorhersagen. Und dies erschreckend präzise. Analysten und Finanzexperten waren irritiert, Politiker dagegen verstört. Wie konnte dieser Mann an der Spitze eines Unternehmens die Weltwirtschaft der Zukunft lesen, als wäre es ein Buch oder ein Wetterbericht? Armstrong erklärte es durch reine Zahlenanalyse. Doch der US-Geheimdienst sah darin mehr - und verfolgte den Unternehmer. Im Jahr 1999 wurde Armstrong wegen Betrugs angeklagt und zu 12 Jahren Beugehaft verurteilt. In seinem neuen Dokumentarfilm widmet sich Regisseur Marcus Vetter neben der Person Martin Armstrong auch und vor allem den Vorgängen, die zu dessen Ruf als "Forecaster" geführt haben. Dabei stellt sich schnell heraus, dass das Genie in Armstrong selbst gar nicht soviel mit Spekulation und "Wahrsagerei" zu tun hat. Denn vor allen Dingen ist Armstrong ein Mann, der die Geschichte der Zahlen beobachtet und daraus eine Regel für die Zukunft ableitet. Der Film betrachtet die Vorgehensweise seines Protagonisten, stellt interessante Querverweise auf verschiedene Wirtschaftskrisen her und lenkt den Blick des Betrachters auch auf aktuelle Entwicklungen, die nicht gerade rosige Zeiten für uns alle versprechen. Dramaturgisch ist THE FORECASTER geschickt aufgebaut, entwickelt Spannung und vor allen Dingen ein gutes Verständnis für die thematischen Zusammenhänge. Im Mittelpunkt steht dabei immer Martin Armstrong selbst, der 2011 aus der Haft entlassen wurde. Seitdem bereist er Länder, besucht Wirtschaftskongresse, hält Vorträge und Seminare. Denn dieser rhetorisch unglaublich begabte Mensch kann vielleicht nicht vorhersagen, was die Zukunft bringen mag. Doch er kann immer noch berechnen, wie sie sich entwickeln könnte. Ein brandaktueller, spannender und lehrreicher Film, der genau zur rechten Zeit kommt.