Die Literaturstudentin Tracy ist neu in New York und fühlt sich dort reichlich verloren. Zudem fehlt der angehenden Autorin die zündende Idee für eine gute Geschichte. Bis sie Brooke kennenlernt, eine charmante Exzentrikerin Anfang 30, die vor Ideen und Lebensweisheiten nur so übersprudelt. Tracy ist magisch von Brooke angezogen, begleitet sie eine Weile und schreibt nebenher eine Kurzgeschichte über ihre neue Freundin, die prompt vom renommierten Literaturclub ihres Colleges veröffentlicht wird.
Tracy ist 18 Jahre alt und hat gerade angefangen, in New York zu studieren. Auf dem Campus, unter all den Hipstern und den Möchtegern-Intellektuellen, fühlt sie sich allein, und selbst der einzig coole Junge, mit dem sie sich anfreundet, nimmt sich lieber ein besitzergreifendes Mädchen als Freundin. Eigentlich ein gründlicher Fehlstart ins Erwachsenleben. Doch eines Tages trifft Tracy auf Brooke, ihre Stiefschwester in spe. Brooke wohnt schon länger in New York, ist Anfang 30, ein unabhängiger Geist und Wirbelwind. Tracy ist sofort begeistert von dieser Frau, die alles das verkörpert, was sie selbst gerne wäre. Stark, unabhängig, begehrt. Doch auch Brooke hat Probleme. Probleme, die zum Erwachsensein einfach dazugehören. Und die Tracy dazu inspirieren, ihre eigenen Ideen zu verfolgen. Noah Baumbachs neuer Film MISTRESS AMERICA sprüht nur so vor Charme und Liebenswürdigkeit. Das liegt zum einen an den herrlich leichten Dialogen, die ganz unprätenziös daherkommen und dennoch mit präzisem Sinn für Timing ausgearbeitet sind. Und zum anderen am Ensemble, angeführt von Lola Kirke, die als Tracy eine unverbrauchte filmische Entdeckung darstellt, und Greta Gerwig, die als fragile Lebenskünstlerin Brooke das Licht ist, um das alle anderen Figuren kreisen. Dabei gelingt es dem Film ganz spielerisch, nicht nur die positiven Seiten eines unabhängigen Lebensstils zu zeigen, sondern auch die problematischen Klippen, die es dabei zu umschiffen gilt. Die Generation junger Leute, die motivationslos nach einem Anker sucht, und die Generation der Anfang Dreißiger, die versucht, aus den vielen gebotenen Möglichkeiten einen Lebensweg zu basteln - beide Seiten werden abgebildet, nichts an der Geschichte wirkt behauptet. Der Soundtrack ist ebenso gutgelaunt Indie wie seine Protagonisten, die Kulisse von New York als Stadt der unbegrenzten Möglichkeiten sowie die Vorstadt als Inbegriff von Geld und Langeweile unterstreichen die Konflikte der Figuren. MISTRESS AMERICA ist eine äußerst gelungene filmische Verbindung zweier Welten: Ein herrlich leichter Unterhaltungsfilm, der dennoch Tiefgang besitzt.