<p>Als er vom Tod seines Vaters erfährt, springt Stefan noch im Theaterkostüm in den Zug nach Bochum, um die Beerdigung zu regeln. Er trifft seine ehemaligen Kumpel, die er Jahrzehnte nicht gesehen hat, den chaotischen Toto und den aufgeräumten Frank, wieder. Sie sprechen den Wahlmünchner, dessen Vertrag mit dem Theater nicht verlängert wurde, auf seine Kinderliebe Charlie an. Doch wie in jungen Jahren ist es an Charlie, Stefan aus der Reserve zu locken. Bei einem Sommerfest in der Zeche beginnt er zu überlegen, ob er nicht sein Leben ändern will.</p>
Stefan steckt noch im Kostüm seiner Rolle am Münchner Theater, als er den Anruf aus Bochum erhält: Sein Vater ist gestorben. Herzinfarkt. Ging alles sehr schnell. Und so setzt sich Stefan sofort in den nächstbesten Zug und fährt zurück in den Pott. Dort ist er aufgewachsen. Dort leben noch all seine Freunde von damals. Genau wie seine große Jugendliebe Charly. Die findet, Stefan solle doch endlich erwachsen werden. Und dahin zurückkehren, wo er hingehört. Denn das Zuhause, das steckt nun mal in einem drin. Und lässt einen nie ganz los. Mit SOMMERFEST, der Verfilmung des gleichnamigen Romans von Frank Goosen, gelingt es Sönke Wortmann, den raubeinigen und doch großherzigen Charme der Vorlage perfekt auf die große Leinwand zu übertragen. Nicht nur der Humor, sondern auch die Figuren und das Setting wirken authentisch und in bestem Sinne "echt". Angefangen von Toto, dem besten Freund aus Kindertagen. Oder auch den vielen skurrilen und doch liebevollen Nebenfiguren, die sich natürlich beim Sommerfest des lokalen Fußballvereins versammeln. Und natürlich der coolsten "Omma" überhaupt, die das Trinkhäuschen verwaltet und Lebensweisheiten von sich gibt. Wortmann inszeniert unaufgeregt und episodisch seine Figuren und Situationen, bei denen die Dialoge so trocken sind wie der Kohlenstaub, der nur noch als Erinnerung an andere und auch bessere Zeiten über der Stadt liegt. Das Ensemble spielt mit großer Spielfreude und wird angeführt von Anna Bederke, die Charly entwaffnend natürlich und selbstbewusst gibt, und Lukas Gregorowicz, dessen Stefan man als Zuschauer gerne auf dem Weg zurück nach vorn folgt. Sehr nachvollziehbar stellt er die innere Zerrissenheit eines Mannes dar, der sein Glück weit weg von Zuhause gesucht hat und doch erkennen muss, dass er nur zuhause wirklich glücklich werden kann. SOMMERFEST ist eine große Liebeserklärung an den Pott und neues Heimatkino im besten Sinne: Absurd komisch und hoffnungslos romantisch. Und dabei ganz nah am echten Leben.