Ein Winterabend. Eine Landstraße. Es schneit, die Sicht ist schlecht. Aus dem Nichts gleitet ein Schlitten einen Hügel herunter. Das Unglück ist nicht zu vermeiden. Der Autounfall stellt das Leben des Schriftstellers Tomas von heute auf morgen unter vollkommen neue Vorzeichen. Auch wenn er keine direkte Schuld trägt, zerbricht die Beziehung zu seiner Freundin an diesem Ereignis. Der Mann fällt in ein tiefes Loch. Er rettet sich in sein Schreiben und versucht, mit einer neuen Liebe eine eigene Familie aufzubauen.
Der junge Autor Tomas Eldan scheint auf der Stelle zu treten. Die Inspiration für seinen neuen Roman bleibt aus und seine Beziehung besteht nur noch aus Schweigen oder Streit. Als er eines Abends gedankenverloren durch die Landschaft fährt, rutschen zwei Jungen mit ihrem Schlitten direkt vor das Auto, Tomas kann nicht mehr reagieren. Der ältere der Jungs, Christopher, überlebt, doch der kleine Bruder stirbt. Dieser Unfall hinterlässt bei allen unheilbare Narben: Die Mutter kommt über ihren Verlust nicht hinweg, der Bruder steht auch Jahre später noch unter Schock und auch Tomas kann das Bild der Tragödie nicht mehr aus dem Gedächtnis bekommen. Jahre später ist Tomas ein gefeierter Autor und in einer neuen Beziehung. Doch die Vergangenheit holt ihn immer wieder ein. Nach PINA arbeitet Wim Wenders in seinem neuesten Film erneut mit den Möglichkeiten des 3D und es ist erstaunlich und zutiefst beeindruckend, wie sehr er sich die Technik zu nutze macht, um sie in die Erzählung einzubauen. Die großartigen Bilder von Benoit Debie spiegeln perfekt die Vielschichtigkeit der Gefühle wider. Die überwältigende Landschaft Kanadas tut ihr übriges, um die Aufnahmen atmosphärisch aufzuladen. In langen Einstellungen und geleitet von Wenders kontemplativer Erzählung taucht der Zuschauer ein in die Leben der Protagonisten, die in ihrer Agonie und ihrem Schmerz ihren Gefühlen keinen Ausdruck mehr verleihen können. James Franco als Tomas steht dabei im Zentrum. Es ist seine Perspektive, die der Film vermittelt, sein Kampf um das Vergessen und die Chance auf ein endgültiges Loslassen. Dies alles verkörpert Franco glaubwürdig und authentisch. Um ihn herum kreisen die Frauenfiguren, deren verschiedene Facetten von Charlotte Gainsbourg, Rachel McAdams und Marie-Josee Croze perfekt wiedergegeben werden. Doch erst durch Christophers Kontaktaufnahme zu Tomas, die gegen Ende des Films im Zentrum steht, wird das Bild vollständig abgerundet. Robert Naylor spielt ihn fast schon gespenstisch eindringlich und hinterlässt so einen bleibenden Eindruck. Mit EVERY THING WILL BE FINE ist Wim Wenders ein eindringliches, berührendes und intensives Drama gelungen, das den Betrachter ganz unaufgeregt mit seiner Ruhe gewinnt und doch völlig in seinen Bann zieht.