Die erfolgreiche Galeristin Susan Morrow erhält von ihrem ehemaligen Ehemann, der vor Jahren mit ihr gebrochen hatte, die Druckfahnen für dessen neuen Roman, "Nocturnal Animals" - so hatte er sie einst genannt. Deshalb glaubt sie auch, es könnten sich verdeckte Botschaften in dem brutalen Thriller über eine Familie, die mitten in der Wüste von ein paar Rednecks überfallen und drangsaliert wird, befinden. Nur ist Susan nicht ganz klar: Will der Ex Rache an ihr nehmen, oder sucht er die Annäherung?
Eine Galeristin glaubt im neuen Thriller-Roman ihres Ex-Ehemanns versteckte Botschaften an sich zu entdecken. Packender und perfekt inszenierter Meta-Thriller, der auf beiden Erzählebenen restlos überzeugen kann.
Susan ist unglücklich. Obwohl sie eine Galerie besitzt, in zweiter Ehe mit einem erfolgreichen Geschäftsmann verheiratet ist und gesellschaftlichen Umgang in angemessenen Kreisen pflegt, fehlt ihr etwas. Doch Susan weiß nicht, was. Bis sie Post von ihrem ersten Mann Edward erhält. Edward ist Schriftsteller, ohne viel Ehrgeiz oder Antrieb. Nicht nur deswegen hat Susan ihn damals verlassen. Doch nun liegt da Edwards neues Werk vor ihr. Es heißt "Nocturnal Animals" und zieht Susan sofort in seinen Bann. So steigt sie ein in die Geschichte von Tony, seiner Frau Laura und ihrer Tochter, die mit dem Auto in den Urlaub fahren. In der Nacht treffen sie auf einer verlassenen Straße auf eine Gang. Was dann passiert, verändert ihr Leben für immer. Und, wie Susan beim Lesen merkt, auch das ihre Stück für Stück. Tom Fords NOCTURNAL ANIMALS erzeugt von Beginn an einen kühl inszenierten und dennoch sinnlich betörenden Rausch. Jedes Bild ein Kunstwerk, jede Einstellung eine inszenatorische Meisterleistung. Zusammengehalten von einer Geschichte, die spiralförmig und wie in einem guten Thriller üblich, auf einen großen spannenden Höhepunkt zusteuert. Die Geschichte in der Geschichte, also die Romanerzählung, ist dabei ebenso wichtig wie die sphärische Rahmenhandlung rund um Susan, die wie der eigentliche Traum, eine erdachte Geschichte wirkt, wogegen die "fiktive" Handlung fast schon realistisch anmutet. So ist der Zuschauer gemeinsam mit Susan ein Gefangener eines spannenden und sich stets verdichtenden Rätsels. Tom Ford inszeniert Amy Adams, Jake Gyllenhall, Michael Shannon und Aaron Tyler-Johnson als klassische Thriller- und Film Noir-Figuren. Gerade Adams als Susan ist sensationell vielschichtig angelegt zwischen verführerischer und kalkulierend denkender Frau und dem sehnsüchtig träumenden Mädchen von einst. Die Musik von Abel Korzeniowski ist ein mitreißender Score, ein Spiegelbild der widersprüchlichen Gefühle, die hier von einer perfekten Inszenierung in symbolischen Bildern auf die Leinwand gebannt werden. Am Ende von NOCTURNAL ANIMALS verlässt die Kamera Susan. Und der Zuschauer bleibt fasziniert und bewegt zurück. Tom Fords zweiter Film ist große und formvollendete Filmkunst.